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Donnerstag, 10. Oktober 2013

Ausschlafen und Tag 2

König und Knecht

Am Morgen zu Kaffee den ersten Blog fertig gestellt und ins Netz entlassen, dann die Powerpoint-Präsentation fertig gebastelt. Joos brät ein Kitz und gegen vier Uhr gehts in den Ost West Club: Zeit aufzustellen!
Zwei, drei Kleinigkeiten passen wie üblich nicht auf Anhieb, vor allem die Power-Point-Präsentation braucht nochmals ein bisschen Zuwendung: urplötzlich funktionieren die Videos nicht mehr, das eine über die Mikronationenreise anno 2010 muss ich sogar nochmals völlig neu aus dem Pinnacle rausrechnen. Irgendwann klappt auch das.
Lene und Piotr beim Soundcheck
Die Zeit reicht noch für ein gemütliches Glas Rotwein mit Sandwich & Sonja im Café Kunsthaus. Als wir dorthin unterwegs waren, raunte mir plötzlich eine Stimme unter den Lauben zu: Hallo Bruno! Und siehe da: Orlando, ein früherer Fussballkollege vom FC Sevilla aus Aarau, steht vor mir mit seinem Sohn. Meran als Touristenparadies!
Kurz nach halb neun geht's dann los: meine Lesung mit Videointerventionen meinerseits, mit musikalischer Umrahmung durch Peter Kompripiotr Holzknecht und Lene Morgenstern als slamming Guest.
Da ich ja nicht immer über mich selber berichten sollte, hier der Bericht von Sonja Steger:
 
Verschnaufpause. Unser Sprachspiele – Linguaggi in gioco Festival braust über mich hinweg/durch mich hindurch – berauscht, setzt Endorphine frei, lässt verzweifeln und triumphieren. Jetzt eine Verschnaufpause, was gerade eben braust ist der Sturm vor der Fensterscheibe, Herbstblitze zucken auf und lösen Panik aus. Im Grunde liebe ich Gewitter, nur die Angst um die sanften Eingeweide meines Computers versetzt mich in Aufruhr. Aber lassen wir das. Was gestern um die selbe Zeit brauste, war die Lesung von Autor Bruno Schlatter und die Klang-Performance von peter#kompripiotr#holzknecht sowie der Sprechgesang von Lene Morgenstern alias Helene Delazer.

Der Schweizer Autor Bruno Schlatter alias König von Noseland alias hochoffizieller Festivalblogger hat mir den Auftrag erteilt, über den von ihm selbst bestrittenen Abend zu berichten. Über sich selbst jubeln ist obsolet.
Zum Jubeln war mir eher nicht zumute – VOR der Lesung. Meran im Regen, unter Schirmen geduckte Schatten huschten vorüber, wenn überhaupt, ansonsten gähnende Leere. Kein gutes Omen für ein volles Haus. Ich sollte mich täuschen.

Die Vorbereitungen für dieses Gesamtkunstwerk liefen schon seit 24 Stunden. Lene Morgenstern hatte am Abend zuvor ihren Kaffeesatz gelegt. Mit ruhiger Hand, Löffelchen und Pinsel, Buchstabe um Buchstabe in Form gebracht, damit er das Fenstersims unseres Kulturclubs – Kultur- und Kommunikationszentrum ost west club - ziere. Und das tat er, der Kaffeesatz: „BORN TO BE BOHNE – SETZT SICH DER KAFFEE ZUM – SATZ AUF DEM WORTSPIELPLATZ“.
Lene hinter ihrem Kaffeesatz...
 
Peter und Bruno stundenlang am werkeln, damit die Technik ihren Zweck erfülle… assistiert und umhegt von Michi – Präsident des Clubs und Ausschankheld.
Einige Gestalten hatten sich schon auf der Gasse versammelt, als Bruno und ich vom Abendbrot zurück zum Club schlenderten. Übermütig spielte ein Hund mit seinen knallroten Ball, der Kaffeesatz war in giftgrünes Licht getaucht und und und einige Zuschauer und
-hörer hatten es sich bereits bequem gemacht, nichts wissend von der akademischen (Academie du club) Viertelstunde an Verspätung beim Anfangen. Dieser Tradition muss man treu bleiben, selbst bei Festivals mit internationaler Besetzung, der Aufschrei der treuen Fans wäre herzerweichend, wenn sie pünktlich (eben eine Viertelstunde später) sich einfänden und in die Vorstellung platzten. Diese Gruppe der Frühdaseienden freute mich besonders, denn sie gehörte nicht zum Kreis der Immerwiederkommenden, sie waren auf anderem Wege – Medien, Empfehlung, (Bestechung?) auf die Veranstaltung neugierig geworden.

Licht aus – Vorhang auf. Kurze Begrüßung by myself. Eintauchen in einen Literatur-Kunst-Video-Musik-Lebenskosmos – two hours full immersion. Huch, diese Englisch-Einschübe verdanke ich meinen Gesprächen – in very-bad-english - mit unseren Gästen aus Prag-Südafrika-Unitedstates. Heut hat sich ein Abschweifen an mein Schreiben geheftet. Veniamo al sodo. Es wechselten sich ab: Lesung, Filmprojektionen, Vorführung von originellem Anschauungsmaterial – die einzige (glaube ich zumindest) Literaturzeitschrift in Dosenform etc. Peter#kompripiotr#holzknecht interagierte sowohl beim Wortvortrag, als auch bei den Kurz-Filmen.
 
Kleine Einführung in die Geschichte Noselands, Schlatter unterwegs, früheste Gedichte und kleine Happen von vielfältigen Kulturprojekten.


Peter Kompripiotr Holzknecht zum Froschkönig
 
 
Haftengeblieben am Erinnerungsfliegenpapier: immer wieder der Schneemann – ein wiederkehrendes Thema Schlatters – und das „Wies'norchester“, original Aufnahmen von Wiesengeräuschen ergänzt und erweitert mit dem kompripioterschen Klangkosmos. 


Peter Kompripiotr Holzknecht zur Videointervention 'Das Wies'norchester'
 
In der Pause lassen wir -des Zufalls wegen- die Kanal K Radiosendung mit Dr. Morbus Osgood Schlatter und dem Sonja Steger streamen -diese läuft nämlich genau gleichzeitig über den Äther...
 
Nach der Pause – rauchen/plaudern/im Regen stehen (immer noch), betrat Lene Morgenstern die Bühne: die erste Trägerin des Karlheinz-Stipendiums ausgeschrieben von Noseland und der Morgenstern-Trophäe. Hoch aktuell las sie ihren Protest-Brief an die politischen Machthalter im Landle – an diesem Nachmittag im Club vollendet. Der folgende lautpoetische Vortrag wurde unterstrichen von kompripiotr.

Lene Morgenstern als Guest
 
Fast benommen, aber erfüllt,  wie aus Träumen erwacht, rieb ich mir die Augen nach dem Genuss dieses Gesamtkunstwerkes. Das waren sie „K. u. K. – König und Knecht“ und Morgenstern.
 
Letztlich hat technisch alles ziemlich gut funktioniert...
Der Abschied vom Ost West Club fiel uns schwer, die Nacht wurde -endlich heimgekehrt- länger und länger und schlussendlich mit Joos schwungvoll eingetopft!

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