Translate

Mittwoch, 9. Oktober 2013

Erfolgreicher Start in die Sprachspiele


Anreise und Tag 1

Punk lebt!

Das war dann doch nichts mit Zen-Buddhismus. Die tägliche Veränderung der Zugangswege zum Bahnhof wegen der mehrjährigen Baustelle führte mich in eine Sackgasse, die beim Coiffeurgeschäft endete.
Danke noch den Leuten, die in die selbe Falle getappt waren und auf dem Rückweg grossherzig darauf verzichteten, mich zu warnen. Dies tat ich einem mir Entgegenkommenden zuliebe: ‚Der Weg geht hier nicht durch‘. Der Herr schaute mich nur frühmorgenmüde an und lief unbeirrt weiter. Wie ich die andere Strassenseite erreicht hatte auf meinem Umweg, sah ich ihn gerade wieder zurückkrebsen: jeden Tag eine gute Tat nutzt nur, wenn er auf mich hören tät…
Es reichte mir dann trotzdem zu Espresso und dem Kauf eines überteuerten Silser-Butterbrötchens, ehe ich mein Gepäck in den 7.30 Uhr Zug nach Zürich stemmte: immer noch zu viel! Ich hatte zwar einiges unternommen in Richtung Minimierung des Gepäckes, aber für andere Male musste ich mich zwingend auf das kleine Aktenköfferchen reduzieren können, das ich mir letzte Woche in der Brockenstube erstanden hatte. Darin hatte die Königskappe Platz und einige Texte: das sollte genügen: der Rest muss im Laptop gespeichert werden. Dazu vielleicht noch die Kamera und eventuell ein neues, leichtes rotes Tuch als Königsumhang, das sich klein zusammenfalten liess. Den Rest sollen die Veranstalter vor Ort stellen, allerhöchstens meinen neuen Reisebamer würde ich noch zupacken.
Im Zug dann die gewohnte Fröhlichkeit von Menschen, die zur Arbeit fahren: allen ist es zu eng, mürrische oder abwesende Blicke, kopfhörerverstöpselte Ohren. Die Ruhe vor dem Stollen.
Nach Landquart dann ein uralter Wagen, schon wieder kein Strom: zum Glück habe ich endlich wieder ein Laptop auf Reisen dabei, dessen Batterie funktioniert. Doch zuerst bereite ich noch die Texte vor, was sich als leicht erweist, weil der, den ich noch näher anschauen wollte, eh nicht mehr auf der Leseliste steht!
Also versuche ich mal den Funkstick in Betrieb zu nehmen, scheitere aber kläglich: keine der mitgeführten SIM-Karten wird erkannt. Es zeigte sich schnell, dass ein Blogger vor allem zuerst mal die technischen Probleme lösen muss, so es denn möglich sei, und wenn nicht, gilt es, die richtige Alternative zu finden.
Ich konzentrierte mich vorerst auf die Fertigung der Powerpoint-Präsentation, die durch meine Lesung führen soll: auch hier wieder Software-Probleme. Zwar war ich nicht vom Netz abhängig, es war ja alles auf Stick und Festplatte, es fehlen aber noch einige Fotos, die ich nur zum Teil mit dem Snipping-Tool aus den Videos rekonstruieren kann. Und wenn ich Videos importiere, muss ich zuerst einige ins richtige Format umwandeln, was erst nach mehreren Anläufen gelingt.
Als wir aus dem Tunnel von Klosters ins Engadin rausgleiten, empfängt uns offener Himmel und Sonnenschein. Die Lärchen stehen allerdings noch nicht golden, dafür ist meine Präsentation im Grundriss fertig.
Der Bus gondelt von Zerzers aus durch den Nationalpark nach Mals. Kaum haben wir die Grenze überschritten, heisst es, uns anzuschnallen, ansonsten sei die Busse von 80 Euro selber zu berappen. In Malls genug Zeit, das Ticket nach Meran zu kaufen: ebenso wenig wie die italienische Bahn den Fahrplan von Bozen  nach Aarau findet –das hat mich Lene im Sommer wissen lassen, ist es möglich in Aarau ein durchgehendes Ticket nach Meran zu lösen: weshalb wissen nur die Grenzgeier!
In Meran werde ich von der Veranstalterin der Sprachspiele, Sonja Steger, abgeholt zu einem wundervollen Rindsbraten mit Reis und Knödeln. Grazie mille Markus Joos!

Kurz darauf starten wir durch: zuerst geht’s in den Sissi-Park, wo wir Peter Oberdörfer und Haimo Perkmann, die beiden andern Veranstalter, treffen, welche dort mit den Gästen aus Prag warten, dem Regisseur des Films Keith Jones und dem südafrikanischen Musiker mit Bozener Wurzeln Steve Moni. Auch Peter Kompripiotr Holzknecht sehe ich da zum ersten Mal leibhaftig, bisher haben wir uns nur via Mail und einmal per Skype ausgetauscht. Wir wechseln einige wichtige Bemerkungen zum morgigen Auftritt und stellen klärende Fragen.
Später stösst ein ORF 1 Team zu uns, welches einen Beitrag übers Festival dreht, der morgen Abend aufgeschaltet wird, vielleicht reichts sogar ins 3Sat und somit auch fürs Schweizer Publikum.
 
 
Sonja mopst für die Fernsehkamera
 
Nach dem Dreh suchen wir den Ost West Club auf, wo Lene Morgenstern schon auf uns wartet, sie wird noch diesen Abend ihre Kaffeesatzinstallation inszenieren. Gemeinsam bestimmen wir das Fensterbrett als geeigneten Ort, während sie startet, besprechen Kompripotr und ich letzte technische Details und wie wir die Bühne gestalten wollen.
Dann wird am Abend endlich das Festival gestartet. Der Film ‚Punk in Africa‘ findet ein zahlreiches Publikum. Nach einer kurzen Einführung durch Haimo Perkmann und Regisseur Keith Jones folgt ein Punkgewitter sondergleichen, das innert einer Stunde die über 40-jährige Geschichte des Punks in Südafrika beleuchtet und aufzeigt, dass auf dem dunklen Kontinent durchaus zeitgemässe Musik in den verschiedensten Varianten gespielt wurde und wird.
Haimo Perkmann und Keith Jones zum Film
 
In der Diskussion werden die Hintergründe und persönlichen Bezüge der anwesenden Keith Jones und Steve Moni beleuchtet.
Steve Moni, Mitglied von National Wake
 
Haimo Perkmann und Peter Kompripiotr Holzknecht stellen anschliessend die von ihnen gestalteten Siebdruck-T-Shirts vor, welche auf subtil-kritische Art neue nationalitische Tendenzen im Südtirol karikieren: Dem Land Tirol die Troie…(eine leichte aber umso gewichtigere Abänderung einer von Rechten oft getragenen T-Shirtaufschrift, Troie steht übrigens für Tragsäue oder umgangssprachlich Nutten und Huren…)
T-Shirter Haimo und Kompripiotr
 
Den Abschluss poltert das eher femininere denn feministische Punkquartett die Punkcakes, eine Lokalband der farbigen Art, welche schrummeln und grummeln, als sei Punk eben gerade hier und jetzt erfunden worden!
 
Punkcakes

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen